1906 Im Oktober 1906 fährt er nach Berlin, wo im S. Fischer Verlag im Frühjahr 1907 sein Erstlingswerk veröffentlicht wird. Er lernt das Grossstadtleben in allen Facetten kennen, wobei er schon kurz nach seiner Ankunft das sog. Viergetier-Erlebnis hat, die übersinnliche Erfahrung, dass jeder Mensch auch Böses in sich trägt. In der Verwandlung dieses Bösen sieht er von nun an eine seiner wichtigsten Aufgaben als Dichter. Kurz nach diesem Erlebnis lernt er Else von Carlberg kennen, die später unter dem Namen Sent M’ahesa als Tänzerin bekannt werden wird. Die enge Verbindung mit ihr endet äusserlich im Herbst 1907, innerlich dagegen bleibt ihr Steffen noch während vieler Jahre, in gewissem Sinne sogar bis zu seinem Tod, verbunden.
1907 Er besucht zusammen mit Elsa von Carlberg den ersten Vortrag von Rudolf Steiner und beginnt mit dem Studium der Anthroposophie.
1908 Nach einem Aufenthalt in der Schweiz nimmt Steffen im Oktober 1908 Wohnsitz in München, wo er – von weiteren kürzeren Aufenthalten in der Schweiz abgesehen – bis 1920, also auch während des ganzen 1. Weltkriegs, bleibt.
Albert Steffens zwischen 1906 und 1963 entstandenes dichterisches Werk umfasst die verschiedensten Gattungen: Romane, Gedichte, Dramen, Novellen, Erinnerungen, Skizzen und Miniaturen. Über 50 Bände sind zu Lebzeiten Steffens erschienen, weitere Bände wurden von der Albert Steffen-Stiftung postum herausgegeben (vgl. Verlag für Schöne Wissenschaften, wo Näheres zu den einzelnen Titeln zu finden ist).
Nachdem Albert Steffen im Jahre 1921 die Redaktion der damals gegründeten Wochenschrift «Das Goetheanum» über- nommen hatte, für welche er beinahe jede Woche einen Artikel schrieb, entstanden auch ungezählte Essays zu den unter- schiedlichsten Themen des Geisteslebens, der Geschichte und Literatur. Einen Teil dieser Texte fasste der Autor von 1922 bis 1961 in siebzehn Essaybänden zusammen.
Sein dichterisches Schaffen hat Albert Steffen im Vorwort zu «Goethes Geist- gestalt» 1932 mit folgenden Worten charakterisiert: «Ich verzichte von vorn- herein, so wie die ‹gelobten› Schriftsteller zu erzählen. Warum? Es wäre das Allerleichteste für mich. Aber ich müsste dabei das Allerschwerste aufgeben: die Entwicklung zu einem höheren Menschen- tum, mein Gewissens-Verhältnis zum Geist. Als ich mich zu dieser Strenge mir selber gegenüber entschloss, stand ich vor der Frage: werde ich überhaupt noch Leser finden? Aber selbst auf die Gefahr hin, dass ich den letzten verliere, wollte ich diesen Weg gehen. […]
Ich betrachte die Aufgabe des Dichters, um es ganz schlicht zu sagen, darin, Bausteine zu einer im Geiste verjüngten Menschheit, zu einer neuen Erde, beizutragen. […]
Durch jenen Verzicht, so wie die meisten gegenwärtigen Schriftsteller zu schreiben, gab ich nicht, wie meine Kritiker meinten, das Dichtertum auf, wohl aber den Erfolg. Was sichert heute den Erfolg? Die großen Auflagen liefern die Antwort. Entweder die photographische Treue, mit der man unsere Zivilisationsverhältnisse schildert, oder aber die rücksichtslose Darstellung des Trieblebens. Oder beides miteinander verbunden. Aber dieses ist die verder- blichste Ehe.»
Ein Biographie-Projekt
der Albert Steffen Stiftung Dornach
Lebensdarstellung eines vergessenen Kulturträgers
"Seine Feder ist eine der wenigen ganz verantwortlichen und reinen, ich möchte nichts versäumen, was aus ihr hervorgeht"
(Rainer Maria Rilke über Albert Steffen)
Die Albert Steffen Stiftung plant die Herausgabe einer dreibändigen
Biographie über das Leben Albert Steffens.
Kurzbeschreibung des Projekts:
1. Band: 1884 -1920 (erschienen 2019)
2. Band: 1920 -1935 (in Arbeit)
3. Band: 1935 -1963
Detaillierte Projektdarstellung siehe Aktuelles
Der Dichter Albert Steffen (1884-1963)
(Selbstporträt, 1922)